Luftpumpen in Menschengestalt sind eine echte Plage, vor allem im beruflichen Kontext, denn außer (heiße) Luft produzieren sie nicht viel. Wahrscheinlich ist jedem von uns schon einmal ein Kollege oder Vorgesetzter begegnet, bei dem wir uns gefragt haben, wie es diese offensichtlich unfähige Luftpumpe auf eine derart begehrte Position geschafft hat. Je höher die Hierarchieebene, desto öfter scheint man auf Luftpumpen zu treffen. Wie ist das möglich? Sollten nicht eigentlich nur die besten Mitarbeiter befördert werden? Und warum ist es für viele Führungskräfte überhaupt attraktiv, sich mit Luftpumpen zu umgeben?

Die Gründe dafür sind vielfältig, und ein wichtiger Grund ist Machterhalt: Wer an einem bestimmten Punkt in der Hierarchieebene angekommen ist und in Personalentscheidungen miteinbezogen wird, tendiert oftmals dazu, die eigene Position zu festigen, indem er sich mit Luftpumpen umgibt – schließlich muss er von ihnen keine Konkurrenz befürchten und sein eigenes Licht strahlt in einem ansonsten unfähigen Umfeld nur umso heller.

Und wenn man sich dann noch die Jasager unter den Luftpumpen heraussucht, muss man bei Entscheidungen auch keinen Gegenwind befürchten und ist in der Lage, sein Ding widerspruchslos durchzuziehen. Von kompetenten, motivierten Mitarbeitern, denen nicht nur ihr eigenes Fortkommen, sondern genauso das des Unternehmens oder des Teams am Herzen liegt, wäre ein solches Verhalten kaum zu erwarten.

Manchmal ist es auch einfach eine Mischung aus Faulheit und Inkompetenz seitens der Vorgesetzten, die das Auftreten von Luftpumpen begünstigt. Denn wenn ich als Führungskraft meine Mitarbeiter nicht weiterentwickele, weder Entwicklungspläne noch Zielvereinbarungen aufstelle oder keine regelmäßigen Reifegradeinschätzungs bzw. Feedbackgespräche führe, dann wird meine Belegschaft irgendwann von ganz allein zu einer Ansammlung von Luftpumpen – zumindest ist das bei mangelhaftem Führungsverhalten ziemlich wahrscheinlich. Zwar gibt es immer wieder Mitarbeiter, die in der Lage sind, sich selbst zu entwickeln, aber da dies nur einem verschwindend geringen Prozentsatz tatsächlich gelingt, sollte man sich lieber nicht darauf verlassen. […]

In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels sind die meisten Unternehmen froh, wenn sie überhaupt Mitarbeiter bekommen. Stellt sich im Verlauf der Zusammenarbeit allerdings heraus, dass eine Luftpumpe engagiert wurde, die nicht das hält, was man sich von ihr erhofft hatte, traut sich niemand so recht, diese Luftpumpe mit negativem Feedback zu konfrontieren, weil man befürchtet, dass sie dann sofort kündigt. […]

Das ist natürlich anstrengend und zeitraubend, aber eine Alternative gibt es dazu einfach nicht. Trotzdem erleben wir immer wieder das Gegenteil: Anstatt sich um die Mitarbeiter zu kümmern, die man hat, kümmert man sich einfach gar nicht um sie, aber das kann nur nach hinten losgehen!

Darüber hinaus spielt werteorientiertes Recruiting in diesem Kontext eine große Rolle – bevor man jemanden nur deshalb einstellt, weil er nicht »schnell genug weglaufen kann«, […] sollte ich zuallererst darauf schauen, ob die Werte des Bewerbers zu denen meines Unternehmens passen.

Auszug aus dem Buch „Führung ist mehr – 27 Fragen, die wir auch beantworten können“ von Gianni, Jan und Marcello Liscia, 2022

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