Was bedeutet es eigentlich, glücklich zu sein? Wie werde ich glücklich? Kann das persönliche Glück gesteigert oder sogar beeinflusst werden? Woran liegt es, dass einige Menschen nie wirklich glücklich sind oder werden?

Ein glückliches Leben zu führen ist für viele Menschen das oberste Ziel. Dazu gehört ein guter Job, der glücklich macht, vielleicht auch eine Familie, eine glückliche Partnerschaft und das Gefühl des Gebrauchtwerdens. Sehr häufig besteht der Zweck bestimmter Handlungen, Taten und Ziele darin, einen Zustand des Glücks zu erreichen. Dabei wird oftmals der Fehler gemacht, dass Glück mit Geld, Status und Arbeit gleichgesetzt wird. Es wird viel gearbeitet, um erfolgreicher zu werden und eine Beförderung anzustreben. Das wiederum zieht eventuell eine Gehaltserhöhung nach sich und wenn das dann erreicht ist, dann erst ist man glücklich – das ist jedenfalls der Gedanke, der oftmals dahintersteckt. Es hat sich eine Meinung in der Gesellschaft manifestiert, nach der Menschen erst dann glücklich sind oder sein können, wenn gewisse Dinge oder Ziele erreicht wurden. Das Glück wird sozusagen vertagt und verschoben. Eine gewisse Vorfreude auf Ereignisse oder erreichte Ziele in der Zukunft ist natürlich sinnvoll, aber genauso wichtig ist es, in der Gegenwart glücklich zu sein. Dabei hilft es, zurück in die Vergangenheit zu schauen und zu begreifen, welche Ziele bereits erreicht worden sind. Auch in der Vergangenheit gibt es Dinge, auf die mit Stolz zurückgeblickt werden kann und die in der Gegenwart glücklicher machen. Diese Mischung aus Zukunftsplanung und Rückblick auf Vergangenes hilft, einen glücklichen Zustand in der Gegenwart zu erreichen.

Eine Studie der Harvard Universität hat in diesem Zusammenhang aufgezeigt, dass entgegen der allgemeinen Vorgehensweise gehandelt werden sollte. Nicht Erfolg macht glücklich, sondern Glück macht erfolgreicher. Die Erfolgsaussichten erhöhen sich also aufgrund des Glücksichseins und nicht andersherum. In dieser Studie wurde festgestellt, dass Menschen um 30 Prozent produktiver sind, wenn sie einen glücklichen Hirnzustand haben. Um 40 Prozent erfolgreicher im Verkauf sind Verkäufer, die einen glücklichen Grundhirnzustand haben und Ärzte sind um 20 Prozent schneller und genauer in dem Stellen von Diagnosen.

Unser Gehirn wird jeden Tag trainiert, sowohl negativ als auch positiv. Alle Eindrücke, die unser Gehirn wahrnimmt, programmieren es dahingehend. Wenn wir durch die Nachrichten, E-Mails oder Social-Media-Posts negative Eindrücke erhalten, wird das Gehirn zunehmend programmiert, selektiv Negatives wahrzunehmen. Vor allem am Morgen ist das Gehirn noch nicht ausreichend geschützt vor negativen Einflüssen, da die „Firewall“ noch nicht hochgefahren ist. Häufig liegt das Smartphone auf dem Nachttisch – vielleicht aufgrund der Weckfunktion – und der erste Griff geht dann zum Smartphone, um die neuesten Aktivitäten auf den sozialen Netzwerken, Nachrichtenkanälen oder im Postfach zu überprüfen. Der Tag wird mit negativen Eindrücken gestartet, das Gehirn lernt dies und programmiert sich negativ. Wie kann diesem entgegengewirkt werden? Vielleicht gibt es Möglichkeiten, den Tag positiver starten zu lassen. Möglicherweise hilft es, beim Frühstück die Lieblingsmusik zu hören, in einem Buch zu lesen oder einen kurzen Spaziergang zu machen. Denn ein positiver Einstieg in den Tag erhöht die Chance einer positiven Grundstimmung über den Tag.

Oft sind wir uns der Dinge gar nicht bewusst, die uns glücklich machen. Glücksmomente des Alltags bleiben unbeachtet, weil einfach die Zeit fehlt. Die Gedanken drehen sich ständig um Termine, Aufgaben und Verpflichtungen, sodass die nötige Achtsamkeit für die kleinen schönen Dinge des Alltags fehlt. Mithilfe eines Glückstagebuchs können solche Glücksmomente eingefangen werden, um glücklicher zu werden. Am Abend wird der gesamte Tag reflektiert und sich fünf Dinge notiert, die an diesem Tag glücklich gemacht haben. Das Lieblingslied im Radio, der Regenbogen nach einem Gewitter oder das Vogelgezwitscher am Morgen – selbst vermeintliche Belanglosigkeiten können Glücksmomente sein, die uns zu einem glücklicheren Gehirnzustand verhelfen. Das bewusste Fokussieren auf solche Dinge, die glücklich gemacht haben oder immer wieder glücklich machen, trainiert das Gehirn zum positiven Denken. Wird das Gehirn auf diese Weise eine gewisse Zeit trainiert, wird ein Automatismus entwickelt. Glücksmomente werden am Tag „gejagt“, damit sie am Abend aufgeschrieben werden können. Sie werden also bewusst wahrgenommen und verinnerlicht.

„Wir sind unseres Glückes Schmied“ – Hierbei handelt es sich nicht nur um einen klassischen Kalenderspruch. Vielmehr bedeutet es, dass wir uns und unser Gehirn selbstständig trainieren können, glücklich zu sein. Die Einstellung zu erreichten Zielen, der Ehrgeiz für neue Ziele und die kleinen positiven Momente in der Gegenwart bilden den Zustand des Glücklichseins eines jeden Menschen.