Coaching, ein Begriff, der in der Arbeitswelt durchaus gängig ist und häufig benutzt wird. Aber was genau ist ein Coaching eigentlich? Abstrakt gesagt ist ein Coaching ein strukturierter Dialog, der in einem Veränderungsprozess in dem Coach-Partner eine Selbstreflexion auslösen soll, damit dieser sich Alternativen und Optionen eröffnet. Was bedeutet dies denn konkret?
In einem Coaching hat der Coachee die Möglichkeit, in einem offenen Gespräch Dinge zu reflektieren. Dabei steht ein Sparringspartner zur Seite, der durch diese Selbstreflexion leitet. Der Coach steht dabei unter einer Schweigepflicht, sodass nichts, was während des Gesprächs offengelegt wird, an Dritte gelangt. Im Gespräch hat der Coachee die volle Aufmerksamkeit des Coachs, der in den richtigen Situationen die richtigen Fragen stellt. Im Vordergrund steht während des gesamten Coachings das Ziel, Klarheit für die eigene Situation zu bekommen und für sich eine Entscheidung treffen zu können. Welche Optionen und Alternativen zur Verfügung stehen, erarbeitet sich der Coachee, was wiederum vom Coach hinterfragt wird, sodass eine tiefgehende Reflexion stattfindet. Es werden die Stärken der bisherigen Situation und vorhandene herausgearbeitete Ressourcen genutzt, um die gewünschte neue Situation bzw. das Ziel zu erreichen. Dieses Prinzip wird an einem einfachen Beispiel deutlich: Eine Führungskraft, welche 90 bis 120 Stunden in der Woche gearbeitet hat, möchte dieses deutlich reduzieren. Eigenschaften, die zu diesem Zustand geführt haben, sind vor allem Konsequenz, Disziplin, Pflichtbewusstsein und Fokussierung. Es gilt, den Fokus dieser Eigenschaften neu auszurichten, nicht ihn gänzlich zu verwerfen. So kann diese Neuausrichtung darin bestehen, dass eben diese Eigenschaften und Fokussierung auf die Gestaltung von Freizeit, Familie und Entspannung gelenkt werden.
Für wen eignet sich ein Coaching eigentlich? Grundsätzlich für jeden! Im Business-Kontext können typische Coaching-Anlässe die Bereiche der Arbeitsorganisation, Konfliktbewältigung, Karriere, Mitarbeiterentwicklung aber auch strategische Bereiche umfassen. Trotz des oben gewählten Beispiels in der höheren Führungsetage richtet sich Coaching grundsätzlich auch an angehende Führungskräfte oder jene, die keine Führungsposition besetzen. Die Situation und die Notwendigkeit einer Veränderung entscheidet darüber, wer ein Coaching in Anspruch nehmen sollte oder nicht.
Der Ablauf eines Coachings gestaltet sich in der Regel so, dass mit der Überprüfung des Status Quos begonnen wird: Was sind vorherrschende Verhaltensmuster? Was sind Grundüberzeugungen und Werte? Und wie sieht das Leben und der Alltag des Coachees grundlegend aus? Nachdem der Coachee dem Coach mitgeteilt hat, was verändert werden soll, wird dieser Wunsch konkretisiert und definiert. Sobald die Veränderung definiert ist, werden mögliche Zweifel seitens des Coachees oder im Umfeld desjenigen erörtert. Eine Veränderung, die der Coachee für sich initiiert, bedeutet gleichzeitig auch immer eine Veränderung für das nähere Umfeld. Deshalb ist es wichtig, dieses Umfeld bei der Veränderung mit einzubeziehen. Bestehende Zweifel im Umfeld können sich in Form von fehlender Akzeptanz bis hin zu Widerständen und Blockaden äußern. Auch beim Coachee selber können Zweifel bestehen, bezüglich Sinnhaftigkeit einer Veränderung oder die eigenen Fähigkeiten betreffend. Der Coach hilft bei der Entscheidung, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um diesen Zweifeln entgegen zu wirken und welche Unterstützung der Coachee dabei benötigt.
Wenn das Was geklärt ist, ist die Frage nach dem Wie meistens noch offen. In diesem Fall bietet es sich an, vom klassischen Coaching zum hybriden Coaching zu wechseln. Hybrides Coaching ist eine Mischform aus dem klassischen Coaching und Training. Mithilfe eines Trainings ist es möglich, die Umsetzung der herausgearbeiteten Reflexion anzugehen. Nach dem Coaching beginnt die eigentliche Arbeit, bei der der Coachee nicht alleine ist. Der Coach begleitet ihn während des gesamten Prozesses, das auf unterschiedlichen Wegen sichergestellt werden kann. Im sogenannten Transfercoaching können sich Coach und Coachee beispielsweise mithilfe einer Web-Konferenz zusammenfinden, sodass ein regelmäßiger und einfacher Austausch möglich ist. Der Coachee kann berichten und der Coach kann zuhören, Dinge hinterfragen und damit die Reflexion vorantreiben.
Sobald der Coachee seine „Hausaufgaben“ umgesetzt hat oder aber die Umsetzung nicht möglich ist, wird ein zweites persönliches Coaching angesetzt. In dem zweiten Gespräch können gegebenenfalls neue Wege ermittelt werden, damit die Veränderung erfolgreich durchgeführt werden kann, sofern es Probleme bei der Umsetzung gab. Der Kreislauf beginnt demnach wieder von vorne. Gibt es aber keine Probleme während der Umsetzung, verlagert sich der Fokus auf das Umfeld des Coachees. Gibt es Widerstände seitens des Umfelds? Widerstände, Akzeptanzprobleme und sogar Abwendungen vom Coachee bedeuten Veränderungsprozesse sowohl für die sich abwendende Person, als auch für den Coachee selbst. Diese Prozesse müssen ebenfalls in den Gesamtprozess der Veränderung miteinbezogen und reflektiert werden. Die zentrale Frage des Prozesses und des zweiten persönlichen Treffens ist, ob das Ziel immer noch das zu erreichende Ziel ist oder ob sich während der Veränderung neue Zielwünsche ergeben haben.
Ein Veränderungsprozess ist erst dann abgeschlossen, wenn das Ziel erreicht ist, keine Hürden mehr bestehen und sich die neue Situation natürlich anfühlt. Bei einem anschließenden Lessons Learned – also die Bewertung der gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen – soll der Coachee den Veränderungsprozess noch einmal reflektieren. Daraus können sich wiederum weitere bevorstehende Veränderungsprozesse ergeben, die in Zukunft eingeleitet werden könnten.
Coaching ist letztendlich ein längerer Prozess, der dem Coachee hilft, einen Veränderungsprozess erfolgreich abzuschließen. Durch kontinuierliches Lessons Learned und Reflexion in Begleitung des Coachs, können Veränderungen bestmöglich unterstützt durchgeführt werden. Und der Coach ist der methodische Experte, der dem Coachee unterstützend und zu jeder Zeit zur Seite steht.