Man lernt nie aus – Ein Motto, das vermutlich jeder schon einmal gehört oder gesagt hat. Zur Weiterbildung im Bereich Horse-Coaching war unsere Mitarbeiterin Franziska in diesem Sommer für drei Wochen im schönen Kalifornien, dem „Golden State“ der USA. Ihre Beweggründe, Erlebnisse und Erkenntnisse hat sie im Folgenden einmal zusammengefasst:

„Mich hat es während meiner Reise nach Kalifornien nicht etwa nach San Francisco, San Diego oder Los Angeles, sondern nach Buellton, einem kleinen Ort an der Westküste des Bundesstaates, verschlagen. Buellton ist die Heimat des berühmten Pferdeflüsterers Monty Roberts, der dort eine bemerkenswert große Farm und ein internationales Lernzentrum besitzt und gemeinsam mit seinem Team diverse Weiterbildungen anbietet. Nachdem ich in 2018 bereits einen zweiwöchigen Lehrgang in München und in 2019 eine zweitägige praktische und schriftliche Prüfung in Dresden absolviert hatte, qualifizierte ich mich gewissermaßen für den dreiwöchigen Aufenthalt in den USA. Im Horse-Coaching haben wir die Möglichkeit, den Teilnehmern einen unabhängigen und wertfreien Trainer zur Verfügung zu stellen, nämlich das Pferd. Um jedoch die Ergebnisse eines Horse-Coachings bewerten zu können, muss zunächst einmal das Pferd und seine Verhaltensweisen verstanden werden. Obwohl ich seit meinem zweiten Lebensjahr mit Pferden zu tun habe, mich deshalb gut mit ihnen auskenne und bereits als Horse-Coach arbeite, habe ich mich getreu dem Motto „Man lernt nie aus“ für diese Weiterbildung entschieden.

In dem Lehrgang durfte ich mit wilden Mustangs arbeiten. Ihre Instinkte, vor allem der Fluchtinstinkt, sind viel stärker ausgeprägt, als bei unseren „Hauspferden“. Unter diesen Mustangs waren fünf der zweiten Generation. Das bedeutet, dass diese Pferde zwar nicht in der Wildnis geboren worden sind, aber trotzdem nur wenig Kontakt zu Menschen hatten und dementsprechend wenig kennengelernt haben. Weitere drei Mustangs hatten bisher noch keinen Kontakt zum Menschen. Die ersten Fragen stellen sich also da schon: Wie genau verhalte ich mich in der Nähe von wilden Mustangs? Wie kann ich ein Pferd von etwas überzeugen, das es noch nie kennengelernt hat und das für ihn eine mögliche Gefahr darstellt?

Es war wirklich interessant festzustellen, wie sensibel diese Mustangs auf die gesamte Körpersprache reagiert haben. Jede einzelne Position, jede kleinste Bewegung hatte eine Reaktion zur Folge. Den Mustang lesen zu können, die Reaktionen abschätzen zu können und vor allem gutes Timing waren am wichtigsten. Unsere Hauspferde reagieren zwar ähnlich, jedoch sind sie den ständigen Umgang mit uns Menschen gewohnt und ihre Reaktionen fallen deshalb weniger stark aus. Jeder Mensch geht unterschiedlich mit solchen Herausforderungen um, was wiederum Rückschlüsse auf die Persönlichkeit desjenigen gibt. Kann ich mich voll und ganz auf mein Gegenüber einstellen? Erkenne ich, wann ich zu weit gegangen bin? Reize ich immer die Grenzen aus oder bin ich eher vorsichtiger? Auch wenn es im ersten Moment nicht so scheint, dass der Umgang mit Pferden dabei helfen soll, eine bessere Führungskraft zu werden, so lernen wir doch eine Menge von ihnen. Wir lernen, geduldig und empathisch zu sein. Wir lernen, unserem Gegenüber mit Respekt zu begegnen und ihn zu fragen, statt einzufordern und zu befehlen. Wir lernen aber auch, klar in unserer Kommunikation zu sein und einen Rahmen zu schaffen, in dem jeder motiviert und gewillt ist, Leistungen zu zeigen und gestellte Aufgaben bestmöglich zu erledigen.

Das Training hat mir noch einmal vor Augen geführt, dass ich mir meiner Körpersprache genau bewusst sein muss – und das nicht nur gegenüber Pferden. Wir kommunizieren ständig auch über unsere Körpersprache und nehmen unbewusst jede noch so kleine Bewegung oder Haltung wahr, die wir analysieren und bewerten.

Im nächsten Schritt werde ich im Frühjahr 2020 eine zweiwöchige praktische und schriftliche Prüfung und im Anschluss ein dreimonatiges Praktikum in Kalifornien absolvieren, um den Titel „Certified Monty Roberts Instructor“ zu erhalten. Ich konnte bis jetzt schon viel von den Wildpferden lernen und freue mich auf weitere Erfahrungen und Erkenntnisse aus Kalifornien.“