Der 12. Mai 2019 – Muttertag. Ein Tag, an dem wir unsere Mütter ehren sollen, der sich allerdings mehr und mehr zu einem Fest der Geschenke entwickelt hat. Ursprünglich begründete Anna Jarvis zu Beginn des letzten Jahrhunderts den 9. Mai als „Muttertag“, um die Leistungen von Müttern unvergessen zu machen und gleichzeitig mehr Rechte für Frauen durchzusetzen.[1] Heutzutage ist die eigentliche Botschaft größtenteils verlorengegangen und anstatt die Leistungen unserer Mütter wertzuschätzen, wird sich häufig auf die Umsatzsteigerung von Blumenläden und Parfümerien konzentriert. Aber was genau leistet eine Mutter tagtäglich? Und wie ergeht es vor allem berufstätigen Müttern?

Berufstätige Frauen, die in der heutigen Zeit Kinder bekommen, müssen sich stark mit innerem und gesellschaftlichem Druck, sowie Druck aus der Arbeitswelt auseinandersetzen. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um wieder zur Arbeit zurück zu kehren? Will ich überhaupt wieder arbeiten? Wenn ja, wie viel Auszeit kann ich mir nehmen? Häufig ist es so, dass Mütter sozusagen zwischen den Fronten stehen. Einerseits hat das Kind Priorität und sie wollen es nicht zu früh in fremde Hände geben. Freunde und Bekannte könnten hierbei Druck aufbauen und wenig Verständnis dafür aufbringen, wenn Mütter relativ schnell zurück zur Arbeit möchten. Andererseits bauen auch Arbeitgeber nicht selten Druck auf. Was passiert mit meiner hart erarbeiteten Position, wenn ich für ein oder zwei Jahre nicht im Betrieb bin? Kann ich genau dort weitermachen, wo ich vor der Elternzeit aufgehört habe? Oder hat sich die unternehmerische Welt auch während der Auszeit weitergedreht, was den erneuten Einstieg wesentlich komplizierter gestaltet? Hinzu kommt, dass viele frischgebackene Mütter während der ersten Jahre nicht wieder Vollzeit einsteigen können oder wollen und sich aus karrieretechnischer Sicht weitere Probleme ergeben können. Mütter stehen somit zwischen den Fronten und müssen eine Lösung finden, die sowohl die beste für ihr Kind, aber auch für sich selbst und für die Arbeit ist. Einerseits wollen sie die perfekte Mutter für ihr Kind sein und andererseits müssen sie – um weiterhin Karriere zu machen – so gut und viel arbeiten, als seien sie kinderlos.

Wirft man einen Blick auf die Statistik, so zeigt sich, dass sich die Hälfte aller deutschen Mütter gegen die Doppelbelastung von Familie und Beruf entschieden haben und die Rolle der Hausfrau einnehmen. Allerdings sind nur fünf Prozent auch zufrieden mit dieser Situation. Es lässt sich somit vermuten, dass viele Mütter gern wieder am Arbeitsalltag teilnehmen würden, dies aber aufgrund bestimmter Faktoren nicht möglich ist.[2]

Betrachtet man anschließend die Mütter, die den Schritt zurück in den Arbeitsalltag gewagt haben, so zeigt sich, dass arbeitstätige Frauen mit einem Kind um 18 Prozent gestresster sind als Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder. Knapp 40 Prozent gestresster sind arbeitstätige Mütter mit zwei Kindern. Dies bewies eine britische Studie der Universität in Manchester und des Institute for Social and Economic Research der britischen Essex University. Auch konnte nachgewiesen werden, dass weder das Arbeiten von Zuhause aus, noch die Gleitzeit einen positiven Effekt auf den Stressfaktor haben. Die Doppelbelastung bleibt, denn neben den Stunden im Büro oder im Homeoffice haben Mütter einen weiteren Vollzeitjob: Ihr Kind. Das einzige Arbeitszeitmodell, das laut der Studie bewiesenermaßen zur Stressreduktion von Mitarbeiterinnen mit jungen Kindern beiträgt, ist die Teilzeitarbeit.[3]

Inwiefern kann ein Arbeitgeber gerade Mütter mit jungen Kindern zusätzlich unterstützen, um das Stresslevel zu reduzieren und den Wiedereingliederungsprozess nach der Auszeit positiv zu gestalten?

Zur mentalen Entspannung beitragen ist mit Sicherheit ein erster Schritt. Nicht selten sind berufstätige Mütter immer mit einem Teil ihrer Aufmerksamkeit bei dem Kind, das während der Arbeitszeit im Kindergarten, bei einer Tagesmutter oder vielleicht bei Oma und Opa untergebrach wurde. Dies zeigt sich beispielsweise durch das private Telefon, welches während eines Meetings regelmäßig gecheckt wird, schließlich könnte man jeden Moment einen Anruf erhalten und muss das Kind spontan aus dem Kindergarten abholen. Mental entspannter wird diese Situation schon, wenn das Privattelefon offiziell und ganz offen auf dem Tisch liegen darf und so ein möglicher Anruf direkt bemerkt werden würde. Zusätzlich können Unternehmen jungen Müttern die Möglichkeit schaffen ihr Kind im Notfall mit auf den Arbeitsplatz zu bringen, auch wenn dies in der spontanen Umfunktionierung eines Meetingraums resultierten sollte.

Meist ist die Lösung des Problems jedoch ganz individuell. Eltern sind nicht alle gleich und haben in Bezug auf die Kinder ihren eigenen Weg. Daher hilft ein vertrauensvolles Mitarbeitergespräch, in dem einmal intensiv besprochen wird, wie sich die rückkehrende Mutter die Zukunft als Arbeitnehmerin vorstellt und wie man sie als Unternehmen dabei unterstützen kann.

Besinnen wir uns wieder auf die eigentliche Bedeutung des Muttertages und zeigen wir unseren Müttern, Kolleginnen und Mitarbeiterinnen die Anerkennung und Wertschätzung, die sie für die erbrachte Höchstleistung verdient haben – und das am besten 365 Tage im Jahr!

 

[1] https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/muttertag-woher-kommt-der-muttertag/6610324-2.html (abgerufen am 09.05.2019)

[2] http://www.bpb.de/apuz/27323/kinderbetreuungs-kulturen-in-europa-schweden-frankreich-deutschland?p=all (abgerufen am 09.05.2019)

[3] Chandola, T. et al. (2019) ‘Are Flexible Work Arrangements Associated with Lower Levels of Chronic Stress-Related Biomarkers? A Study of 6025 Employees in the UK Household Longitudinal Study’, Sociology.